Geografische Lage

Issime

Issime, dessen Hauptort 939 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist die südlichste Walsergemeinde im oberen Lystal. Im Zeitalter des Feudalismus gehörte es der Adelsfamilie Vallaise, die ihm aber besondere Freiheiten in der Verwaltung, im Steuersystem und in der Ausübung der Justiz einräumte. Bis Ende des 18. Jahrhunderts übte Issime auch eine gewisse Macht auf das übrige Tal aus. Davon zeugt noch heute der Richterstuhl mit Ketten und eisernem Ring, der neben dem Pfarrhaus steht. Es handelt sich um eine Kopie, deren Original in der Kirche zu sehen ist.Lange wurde die Gemeinde von drei Bürgermeistern regiert: einem für das «obere Drittel» die jetzige Gemeinde Gaby, einem für die untere Ebene «La Plaine» und einem für das so genannte «Gebirge» die beiden Seitentäler San Grato, Sen Kroasch Gumbu, und Bùrrini oder Bourines. Die Walser siedelten sich genau in dem letztgenannten Gemeindeteil an, weil die Ebene, dan grunn, bereits von einer frankophonen Bevölkerung bewohnt war. In kurzer Zeit und friedlich breitete sich die germanische Ethnie über das gesamte Gebiet aus und setzte überall ihre Sprache, ihre Kultur und ihre eigenen Traditionen durch. Zahlreiche, typisch frankoprovenzalische oder Walser Namen tragende Weiler mit ihren einfachen und jahrhunderte- alten Häusern aus Stein und Holz sind sowohl in der Ebene als auch an den Berghängen verstreut und bilden eine Art Rahmen um das Dorfzentrum, Duarf, wo man die dem Heiligen Jakob geweihte Pfarrkirche bewundern kann. Sie soll im 5. Jahrhundert gebaut worden sein. 1698 schmückte der aus dem Sesiatal stammende Künstler Francesco Biondi ihre Fassade mit einem großen, das Jüngste Gericht darstellenden Fresko, das heute als Nationaldenkmal gilt. Das Innere der Kirche weist einen kostbaren Holzaltar aus dem Ende des 17. Jahrhunderts auf, der mit vergoldeten Statuen und Zierleisten geschmückt ist. Sehenswert sind auch der die Kreuzigung darstellende Triumphbogen, der spitzbogige Eingang in den alten Glockenturm aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, das romanische Taufbecken aus Stein und die kleine, aber reiche Ausstellung alter wertvoller Gegenstände wie etwa Monstranzen, Kelche, Paramente und Messbücher. Zu erwähnen ist schließlich noch die legendäre Holzstatue des Heiligen Jakob aus dem 15. Jahrhundert. Issimes ältester Teil, z'Letz Duarf, befindet sich hinter dem Dorfplatz, wo die ältesten und charakteristischsten Gebäude stehen. Sie zeugen von vergangenem Wohlstand und haben große Tore, die in typische Innenhöfe führen. Drei bergige Seitentäler, die reich an Almen, Wäldern und Weiden sind, erreichen eine Höhe von über 3.000 Metern und führen zu wichtigen Berggipfeln, wie z. B. Mont Néry, Nerreschthuare, Wéiss Wéibji, Becche di Vogel, Vlu und Torché, und Corno dei Laghi, Siahuare, und zu Bergpässen, welche die Verbindung mit den anderen Tälern ermöglichen. Auf der linken Seite des Lysbachs öffnet sich das Tourrisontal, Türrudschun Gumbu, das mit dem in die Provinz Biella führenden Lupopass, Colle del Lupo, endet. Auf der rechten Seite gibt es hingegen die beiden, architektonisch besonders interessanten Walsertäler San Grato, Sen Kroasch Gumbu, und Bourrines, Burrunun Gumbu, deren Pässe, Dondeuil und Tschasten, ins Ayastal führen. Die Flora und die Fauna sind typisch für das Mittel- und Hochgebirge. Im Unterholz gibt es viele Heidelbeeren und Pilze und unter all den verschiedenen Blumen sind

 Gaby – Niel

Der Hauptort liegt 1.047 Meter über dem Meeresspiegel. 1952 hat sich Gaby von Issime getrennt und ist eine selbständige Gemeinde geworden. Die Bevölkerung ist zwar frankoprovenzalischer Herkunft und spricht das «patuè» des Aostatals, aber die Walser hatten sich in den höchstgelegenen Weilern des Nieltals und im Gebiet um Trentostäg (Pont Trenta) niedergelassen, wo sich ihre Anwesenheit sowohl in den Ortsnamen als auch in der Baukunst beurkundet. Einige deutsche Spuren befinden sich auch im Hauptort. Als Beispiel kann man das Drissger-Haus erwähnen, das aus dem Jahr 1632 stammt und «Palatz» genannt wird. Diese frankophone Sprachinsel zwischen Issime und Gressoney hat wesentlich dazu beigetragen, dass diese beiden Walsergemeinden keinen richtigen Kontakt zueinander hatten und dass sich ihre Dialekte ganz anders entwickelt haben. Die Pfarrei gibt es seit 1786 und ist dem heiligen Erzengel Michael gewidmet. Die heutige Kirche wurde 1824 gebaut. In Serta, einem Weiler, der ungefähr 1,5 km vom Dorfzentrum entfernt gelegen ist, steht das Sanktuarium Vourry, eine sehr beliebte Kultstätte aller Bewohner des oberen Lystals. Der gesamte Baukörper, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, besteht aus der großen Kapelle, dem Heiligen Grab, den Oratorien der Mysterien und dem eindrucksvollen Kreuzweg, der sich auf den hinteren Abhang hinaufschlängelt und dessen Bilder das Werk des bekannten Gressoneyer Malers Franz Curta sen. sind. Es ist bewiesen, dass es schon 1545 dort eine Kapelle gab, die 1717 nach dem Muster des deutschschweizerischen Sakralbaus Notre Dame Des Ermites neu gebaut wurde. Erst einige Zeit später hat sie endgültig die heutige Form erhalten.

 Gressoney

Geographisch und historisch betrachtet, ist Gressoney das «Atrium» zum Monte Rosa auf der italienischen Seite. Man pflegt sein Gebiet in «Ònderteil» (von Trentostäg bis zur Kirche von Gressoney-Saint-Jean), «Mé-ttelteil» (von der Kirche bis Léschelbalmò) und «Oberteil» (die obere Gegend) einzuteilen. Es setzt sich aus zwei Gemeinden zusammen, die aber in Wirklichkeit eine ethnisch einheitliche Gemeinschaft bilden, deren Herkunft, Geschichte, Bevölkerung, Sprache, Baukunst, Traditionen, Berufe und Interessen ähnliche Merkmale aufweisen.

Gressoney-Saint-Jean (Ònderteil- Méttelteil)

Der Hauptort liegt 1.385 Meter über dem Meeresspiegel und die Gemeinde erstreckt sich über ein etwa 12 Kilometer langes Gebiet. Seine Straße weist einen Höhenunterschied von fast 600 Metern auf. Zu den Bergketten, die sich links und rechts des Talbodens befinden, gehören mehrere Gipfel, die über 3.000 Meter hoch sind (Groab Hopt 3.315 m). Die Kapelle in Trinò und die benachbarten Häuser gehören einem Rektorat, das 1748 gegründet wurde und das eine der ältesten Schulen des Aostatals hat bauen lassen. Das DorfLommatt? erinnert uns an Sankt Nikolaus, dem eine Kapelle und eine Wandmalerei auf der Vorderseite eines Bauernhauses gewidmet sind. Kurz vor Bieltschòcke, einem Weiler, der – wie sein Name sagt – auf einer Erhebung brüchigen Gesteins liegt, befindet sich die Talstation der ersten Sesselbahn des ganzen Lystals, die 1950 gebaut wurde. Sie führt durch die Tschalvrinò-Almen und dichte Kiefernwälder bis zur Wissòmattò (2.022 m) hinauf, wo man eine herrliche Aussicht genießt. Die Wiesen, die sich bis vor das Dorfzentrum erstrecken, sind von mehreren Bächlein durchronnen, wo die gesunden Kressen wachsen. Gressoney verdankt vielleicht diesen Pflanzen sogar seinen Namen (Chreschen-eje = eine mit Kressen bewachsene Wiese). Östlich vom Weiler Verdebiò führt ein Weg bis zum Valdobbiapass hinauf, der einst von denjenigen, die das Sesiatal bzw. das Piemont und dann die Lombardei erreichen wollten, viel begangen war. Dort oben, auf 2.480 Metern über dem Meeresspiegel steht eine Hütte, die nach dem Namen des Kanonikus, der sie bauen ließ, «Ospizio Sottile» heißt. Am Anfang des Anstiegs  findet man ein Haus, das in den letzten Jahren nach einem verheerenden Brand restauriert worden ist. Es stammt aus dem Jahr 1587 und ist als «Zollhaus» bekannt, weil hier früher die Zollmodalitäten erledigt wurden. Der Weg, der hingegen nach Westen führt und dessen erster Teil befahrbar ist, ermöglicht den Areso- oder Ranzolapass zu erreichen. Durch diesen Pass und den oben genannten Valdobbiapass wurden die Poebene (Piemont und Lombardei) und der mittlere Teil des Aostatals miteinander verbunden. Auf dieser Straße, jenseits des Lysbachs, findet man zunächst eine vollständig erhaltene Mühle (zer Miele) und dann Greschmattò, eines der ältesten und früher auch wichtigsten Dörfer. Davon zeugen die Häuser, die damals Sitz des Steueramtes, des Gerichts, des Schreibers (z'Schribehus) und des Gefängnisses waren. Wo der Weg beginnt, sich bergaufwärts zu schlängeln, ragt aus dem Wald das Schloss heraus, das Margherita von Savo- yen, Italiens erste Königin, errichten ließ. Dieser prächtige Bau kann jetzt besichtigt werden.

Wenn man sich weiter in Richtung Dorfzentrum bewegt, begegnet man zuerst dem Alpenfaunamuseum und dann der Villa Margherita, dem heutigen Rathaus, wo einst Königin Margherita von Savoyen vor dem Bau ihres Schlosses den Sommerurlaub verbrachte.

Die Kirche im Dorfzentrum stammt aus dem Jahr 1515 und beherbergt u. a. eine kleine Sammlung sakraler Kunst, ein Kruzifix aus dem 13. Jahrhundert und die wertvolle Orgel, die Königin Margherita stiftete. Vor der Kirche gibt es eine schöne Säulenhalle mit einer Reihe von kleinen Kapellen (d'Gheimnisse), deren Gemälde den Mysterien des Kreuzweges gewidmet sind. Wenn man durch die Ebene in nördlicher Richtung weiterfährt, sieht man auf einer felsigen Erhebung das äußerst malerische und gut erhaltene Dörflein Gròssò Albezò. In Obre Chaschtal ist noch die «Scuola Mercantile Rial» zu sehen, die in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts dank einem Vermächtnis gegründet werden konnte. Sie war eine Handelsschule, wo die Jugendlichen, die Kaufleute werden wollten, ausgebildet wurden. Die Weiler Noversch mit seiner schönen bogenförmigen Brücke aus dem Jahr 1540 und Ecko mit der schön bemalten Kapelle und einem alten Brunnen aus dem Jahr 1695 befinden sich beide am obersten Ende der Gemeinde Gressoney-Saint-Jean.

Gressoney-La-Trinité (Oberteil)

Der Hauptort liegt 1.637 Meter über dem Meeresspiegel. Die Gemeinde befindet sich am oberen Ende des Gressoneytals und wird deshalb «Oberteil» genannt. Der Dorfplatz liegt in der Ortschaft Tache und ist von der Kirche aus dem Jahr 1671, dem Rathaus und den Häusern Thedy und Rial, die heute Teil des Walsermuseums sind, umgeben. Jenseits des Lysbachs zeugen die vielen Hotels und Ferienhäuser von neuen Wirtschaftsformen, die auf Winter- und Sommertourismus basieren und das alte Bergdorf deswegen gründlich verändert haben. In Edelboden gibt es die Talstation der ersten Sesselbahn, die 1958 in dieser Gemeinde gebaut wurde und nach Punta Jolanda – Brennhopt führt. Das Gebiet von Gressoney-La-Trinité erstreckt sich bis zum Gletscher und ist mit kleinen Weilern übersät, wo noch zahlreiche typische Walserhäuser stehen. In Selbsteg, einem dieser Dörflein, kann man noch das Gebäude bewundern, das fast drei Jahrhunderte lang Sitz der 1691 gegründeten Schule war. Sehenswert ist auch die natürliche Brücke über den Lysbach, nach der die Ortschaft benannt ist.

Die Issimer Tracht

Die Frauentracht besteht aus einem Kleid aus schwarzem Wollstoff. In ihrem oberen Abschnitt weisen die Ärmel eine Kräuselung aus übereinander liegenden Reihen von kleinen Falten, die sie sehr breit erscheinen lassen. Aus der engeren Manschette treten schwarze und weiße Spitzen aus. Weiße Spitzen schmücken ebenfalls den runden Ausschnitt. Auch der lange Rock unter dem Oberteil hat eine Kräuselung aus vielen sehr engen Fältchen auf fast die Gesamtheit des Tailleumfangs. Den unteren Abschnitt des Rockes zieren drei Falbeln aus schwarzen Samtbändern. Über dem Kleid trägt man eine seidene, reich gekräuselte Schürze mit oder ohne Brustlatz, während die Schultern mit einem seidenen Schal bedeckt sind, der den gleichen Farbton der Schürze und zahlreiche Fransen hat. Die Seide weist Blumenmotive auf und hat schillernde und sehr glänzende Farben: schwarz, violett, rot, blau, grün, braun. An einem schwarzen Samtband, das mit einem oder mehreren Goldherzchen befestigt ist, hängt ein Goldkreuz unterschiedli-cher Form, das manchmal zum Teil emailliert ist und einen sehr schönen Brustschmuck darstellt. Die schlichte Eleganz des Kleides wird von der Kopfbedeckung (d'katuarba) belebt und bereichert. Auf einem steifen Käppchen aus Atlasstoff sind eine weiße Haube (vom Typ «Charlotte») aus Spitze oder gesticktem Tüll und eine Art Kamm aus zwei oder drei Reihen Valencienne-Spitze mit sehr dichten und regelmäßigen Fältchen genäht. Hinter dem Kamm gibt es eine bunte Krone aus seidenen Blumen und kleinen Waldfrüchten. Im Nacken hält ein kleiner Strauß aus Blumen und Früchten drei oder vier gemusterte seidene Doppelbänder fest, welche fächerförmig bis zu den Schultern hinunterhängen. An der Blumenkrone ist ein viereckiger, diagonal zusammengefalteter, weißer Schleier angesteckt, der die Schultern bedeckt. Früher wurde dieser Schleier aus weißem gesticktem Tüll von den Bräuten in der Kirche getragen.

Fahne und Wappen der Aostataler Walsergemeinschaft 

Schon kurz nach seiner Gründung arbeitete das Walser Kulturzentrum am Entwurf einer eigenen Fahne und eines eigenen Wappens, die nunmehr in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen der Aostataler Wal- sergemeinschaft weit verbreitet sind. Der Verweis auf das Herkunftsland Wallis kommt in den Farben Weiß und Rot zum Vorschein, die sowohl die Fahne als auch den mittleren Teil des Wappens je zur Hälfte kennzeichnen. Das Wappen trägt ein großes Herz mit zehn kleinen Sternen, welche die Freundschaft unter den zehn italienischen Walsergemeinschaften, die sich im Piemont und im Aostatal befinden, symbolisieren. Im Inneren eines Kreises, welches das Wappen umschließt und dessen äußerer Rand die Farben der Aostataler Fahne Rot und Schwarz aufweist, liest man «Walsergemeinschaft Greschòney – Eischeme», den Namen der Walsergemeinden im Lystal. Über dem Herzen steht ein eigenartiges Kreuz, das aus dem runischen Alphabet und einem uralten Kult des Gottes Odin, des Schutzherrn der Kaufleute, stammen soll. Dies erklärt also die Häufigkeit, mit der dieses Zeichen auch in weit entfernten Ländern vorkommt. Die beiden Palmblätter, die das Wappen zieren, wurden vom Glockenturm von Gressoney-La-Trinité kopiert.

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